Nichts ist dem Menschen so unentbehrlich wie der Tanz

Jan Baptiste Molière

Warum Tanztherapie?

Unser Körper verschafft uns Zugang zur Welt. Nur durch ihn können wir unsere Umwelt wahrnehmen und beeinflussen. Umgekehrt ist unser sich bewegender Körper auch ein Spiegel unserer inneren Befindlichkeit: Der Körper "übersetzt" die Seele ins Sichtbare, seine Bewegung zeigt, "was die Seele bewegt". Tanztherapie ermöglicht eine  bewusste Erfahrung der Verbindung zwischen Körper, Seele, Gefühl und Verstand. Sie macht Emotionen, Wünsche und Bedürfnisse sichtbar.

Wir sprechen nicht von Alternativen - wir probieren sie aus.

Dass Körper und Geist verbunden sind, wussten schon die ältesten Kulturen. Doch hat sich die Behandlung der psychischen Störungen in den Anfangsjahren meist auf rein verbale Verfahren beschränkt und war oft "körperfern". Moderne Psychotherapie findet den integrativen Ansatz wieder, unterstützt von neuesten Erkenntnissen der Psychologie und Neurowissenschaften, die vom einem "gespeicherten Körperwissen" sprechen. Körperorientierte, kreative und handlungsorienteierte Methoden sind ein fester Bestandteil  psychotherapeutischer Prozesse geworden.

Tanztherapie heißt  nicht nur, auf seinen eigenen Körper und eigene Bedürfnisse aufmerksam zu werden und Anregungen zur besserer Selbstfürsorge zu bekommen. Sie kann den Raum geben, neue Handlungsmuster auszuprobieren, um das "gespeicherte Körperwissen" nicht nur wahrzunehmen und zu verstehen sondern mit neuen Erfahungen "umzuschreiben".

Den eigenen Rhythmus finden.

Unterstützt wird die Tanztherapie von der Musik. Der Rhythmus liegt uns Menschen "im Blut": Atem, Herzschlag, Muskeln - unser Körper ist ständig in Bewegung. In der Therapie suchen wir nach eigenen Rhythmus und nach Möglichkeiten einem gemeinsamen Rhytmus zu finden. Wir erfahren Eigenständigkeit und Gemeinschaft,  verbessern unsere soziale Kompetenz und Kommunikationsfähigkeit.

Tanztherapie ist für alle geeignet.

Tanztherapie heißt nicht, dass man tanzen "können" muss!  Es geht nicht darum, bestimmte Figuren zu lernen: Hier wird "Tanz" im ursprünglichem Sinn verstanden, nämlich als jede menschliche Bewegung, die ein Ausdruck des inneren Erlebens ist. Auch körperliche Einschränkungen oder Krankheiten stehen der Therapie nicht im Wege: Es wird entsprechend individueller Möglichkeiten und Bedürfnissen der Klienten gearbeitet. Schon einfachste Bewegungen des Alltags (wie Körperhaltung, Atmen) können Basis der Therapie sein. Es reicht die Bereitschaft, den eigenen Bewegungen nachzuspüren und zu folgen.

Wie wird es gemacht?

Jeder Mensch ist ein Tänzer.

Rudolf von Laban

Tanztherapie wird in Einzelarbeit mit dem Therapeuten oder in der Gruppe angeboten.

Am Anfang der Stunde stehen das Aufwärmen, Übungen zur Körperwahrnehmung, rhythmisches Bewegen oder ein Spiel. Das Ziel ist es, Verspannungen aufzulösen, den Energiefluss zu mobilisieren und in Kontakt zu anderen zu treten.

Der Therapeut begleitet den Klienten und bietet im weiteren Verlauf gezielte Bewegungsangebote an, die helfen sollen, die innere Befindlichkeit auszudrücken und sich selbst differenziert kennenzulernen. Beispiele:

• Entspannt oder "alles im Griff": Wie viel Kontrolle muss ich ausüben?
• "Groß oder klein machen": Was signalisiert meine Körperhaltung? Wie werde ich wahrgenommen?
• Wie viel Raum gebe ich mir? Wo liegt meine Aufmerksamkeit?
• Führen, folgen? Wie viel Einfluss nehme ich auf das Geschehen? usw.

 

Das begleitende Gespräch mit dem Therapeuten und ggf. anderen Gruppenteilnehmern hilft das Erlebte zu verstehen und es mit den Alltagserfahrungen zu verbinden.

Ein weiterer Schritt ist die Suche nach neuen Bewältigungsstrategien. Dabei nutzen wir die Bewegung als "Proberaum", um unseren Spielraum zu erweitern. Haben wir neue Ideen, können wir diese im geschützten Rahmen gleich auszuprobieren (z. B. "ich nehme mir mehr Raum", "ich ziehe und respektiere meine Grenzen",  "ich nehme Einfluss").

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